Erste Heimspielniederlage nach desolater Angriffsleistung

Wer in einem Handballspiel über 60 Minuten nur 20 Gegentore hinnehmen muss, hat in der Regel einen guten Job gemacht und geht in den meisten Fällen als Sieger vom Platz. Erzielt man in jenen 60 Minuten allerdings selbst nur 19 Treffer muss in der eigenen Offensive etwas gehörig schief gelaufen sein.

So auch am vergangenen Samstag in der Sporthalle Werdorf, wo die HSG Dilltal, welche vor Wochenfrist einen fast schon sicheren Sieg in Wettenberg aus der Hand gab und nur ein Remis erspielte, mit dem TUS Vollnkirchen diesmal einen auf dem Papier vermeintlich schwächeren Gegner erwartete. Aufgrund der Tabellensituation und der Tatsache, dass man in der letzten Saison beide Spiele gegen diesen Kontrahenten gewann, war die Vorgabe des Trainergespanns Peter Küster/Joachim Ulm klar: Hier sollte zwingend ein Sieg rausspringen. Für die HSG zwar keine leichte und ungewohnte Situation, mit dem Gefühl im Rücken zuhause noch ungeschlagen zu sein, konnte man dennoch recht befreit in die Partie gehen.

Erstmals mussten die Hausherren nun auf den Langzeitverletzten Sascha Friederichs verzichten und auch Routinier Michael Djalek musste noch passen. Dafür gab es auch endlich ein langersehntes Comeback zu vermelden: Tobias Mehl konnte vollständig genesen wieder aktiv ins Spielgeschehen eingreifen.

Nach 20 Spielminuten führt die HSG mit 9:2 Toren

Die zahlreich erschienenen Zuschauer sahen nach dem Anpfiff um 19:00 Uhr zunächst eine sehr zerfahrene Partie. Die beiden Kontrahenten tasteten sich zunächst vorsichtig ab, wodurch noch kein richtiger Spielfluss zustande kam und nur wenige Tore fielen. In der achten Minute fiel erst das dritte Tor der Partie zum 3:0 für die HSG Dilltal. Es traf Kapitän Dirk Pöchmann per Siebenmeter. Leider war dies der einzige Strafwurf von fünf der auf Seiten der HSG, welche einen rabenschwarzen Tag von der Siebenmetermarkierung hatte, den Weg ins Netz fand.

In der Defensive schienen die Gastgeber allerdings optimal eingestellt. Die relativ harmlos agierenden Gäste wurden immer wieder Frühzeitig attackiert. Der TUS fand dementsprechend kein Mittel gegen die HSG-Abwehr und hatte in der 21. Spielminute erst zwei Tore erzielt. Du diesem Zeitpunkt markierte der wieder einmal sehr stark spielende Paul Heer bereits seinen sechsten Treffer in der Partie zum Zwischenstand von 9:2. Daraufhin stellte der Gast die Defensive um und nahm Heer nahezu für die kompletten restlichen 40 Minuten schon an der Mittellinie aus dem Spiel. Es stellte sich heraus, dass dies an diesem Tag der optimale taktische Schachzug gewesen ist.

Der Rest der HSG-Offensive konnte bei weitem nicht an die Leistungen von Heer anknüpfen und schien in den verbleibenden 40 Minute, in denen nur noch zehn Treffer gelangen, komplett überfordert. Immer wieder wurde der Abschluss viel zu schnell und unvorbereitet gesucht und endete meist im Ballverlust. Als wäre das nicht schon problematisch genug, fand nun auch der TUS Vollnkirchen Stück für Stück besser in die Partie und verkürzte in der 26. Minute auf 10:5. Bis zum Pausenpfiff blieb es bei dieser Differenz. 11:6 lautete der Halbzeitstand.

HSG verspielt wieder einmal in der Schlussphase einen Vorsprung

Auch in den zweiten dreißig Minuten bekam das Publikum nur magere Handballkost von beiden Seiten zu sehen. Leider waren es aber diesmal die Gäste die im zweiten Durchgang die Nase vorn hatten. Gleich nach dem Wiederanpfiff legten diese engagiert los und ließen nach drei schnellen Treffern zum Stand von 11:9 die Dilltaler Führung geradezu dahin schmelzen. Erst in der 34. Minute gelang den Hausherren wieder ein Treffer. Paul Heer erhöhte auf 12:9. Die Gäste steckten jedoch zu keinem Zeitpunkt mehr auf und verkürzten in der 41. Spielminute wiederum auf 14:12. Fünf Minuten verstrichen in der insgesamt tor-armen Partie ohne Treffer auf beiden Seiten. Dann trafen einmal mehr die Gäste und das Spiel drohte zu kippen (46. Minute/14:13).

Dirk Pöchmann und Paul Heer sorgten zwar mit ihrem Doppelschlag dafür, dass beim Stand von 16:13 wieder etwas mehr Luft war, doch die hitzige Schlussphase die man eigentlich vermeiden wollte blieb nicht aus, als der TUS Vollnkirchen in der 57. Minute den 17:16-Anschlusstreffer erzielte. Zwei Tore fielen noch für die Hausherren. Tobias Mehl traf ins TUS-Gehäuse und mit dem Treffer von Julian Albrecht zum 19:17, 90 Sekunden vor dem Schlusspfiff hätte für die HSG zu einem Sieg in dieser Zitterpartie reichen müssen. Doch der TUS ließ die Heimmannschaft in der Schlussphase schmerzhaft spüren, was in dieser Sportart alles möglich ist.

Wie schon eine Woche zuvor spielte die HSG Dilltal in der Schlussminute einfach nicht abgeklärt genug und schenkte das zweite Mal in Folge einen Sieg einfach her. Die pure Nervosität in Angriff und Abwehr machte den Gastgebern einen Strich durch die Rechnung und der TUS Vollnkirchen nutzte seine Chancen eiskalt aus, um in den letzten verbleibenden Sekunden noch drei Mal zum Torerfolg zu kommen und mit der ersten Führung im Spiel auch den Endstand klar zu machen. Nach 60 Minuten hieß beim Stand von 19:20 der Sieger TUS Vollnkirchen, die lediglich einmal im Spiel führten, aber das zum entscheidenden Zeitpunkt.

Die HSG Dilltal verliert nach einer absolut schwachen Angriffsleistung verdient ihr erstes Heimspiel. 19 Tore reichen in dieser Klasse gegen keinen Gegner aus, um als Sieger vom Platz zu gehen. Trotz allem bleibt nicht viel Zeit um sich zu ärgern. In der Trainingswoche gilt es nun, die Schwächen abzustellen und am kommenden Samstag bei der starken HSG Münzenberg/Gambach wieder eine ansprechendere Leistung zu zeigen.

Für die HSG Dilltal spielten: André Albach, Thomas Welsch (beide Tor); Patrick Müller (1), Nils Malo (1), Jakob Baumann, Dirk Pöchmann (2/1), Tobias Mehl (3), Paul Heer (9), Luca Fitzner, Jan Philipp Schmitz (1), Ruben Zickert, Julian Albrecht (2), Sebastian Ulm, Alexander Müller.