One World - 1000 Friends!
(O. Schuch). Zum zweiten Mal besuchte eine Delegation aus Spielern, Trainern und Betreuern der HSG Dilltal die „United World Games“ in Klagenfurt. Konnten wir die Farben unserer HSG im vergangenen Jahr nur mit einer Mannschaft repräsentieren, waren wir in diesem Jahr in der Lage, gleich zwei weibliche sowie eine männliche Jugendmannschaft zu stellen. Die HSG Dilltal war somit in der Sportart Handball der personell am stärksten vertretene Verein.
Insgesamt 34 Spieler sowie 7 Betreuer traten am vergangenen Mittwoch die Reise in unser Nachbarland Österreich an. Vollbepackt mit der persönlichen Ausrüstung und Bekleidung sowie der Verpflegung für die nächsten Tage ging es nach einer kurzen Verspätung endlich los auf die Autobahn in Richtung Klagenfurt. Sofort war die Vorfreude aller Teilnehmer spürbar und die eigens für die lange Fahrt zusammengestellten CD‘s wurden zum wiederholten Male rauf und runter gespielt und besungen. Die Außentemperaturen stiegen immer mehr mit der Fahrdauer und so konnten wir endlich nach einer gefühlten Ewigkeit unsere klimatisierten Busse verlassen und unsere verschiedenen Domizile in Augenschein nehmen. Ausräumen, Zimmer beziehen und erste Erkundungen der Gegend wurden unternommen, bevor das erste Abendessen eingenommen werden konnte und man anschließend noch lange über die ersten Erlebnisse sprach.
1.Tag „Check In“
Nach der ersten Nacht hatten wir alle genug Zeit, um uns bei einem reichhaltigen Frühstück ausgiebig zu stärken. Doch das erste Highlight wartete schon auf unsere Reisegruppe. Es folgte die erste Fahrt in die Euro 2008 Arena zum „Check In“. Mit großen Augen betraten unsere „Neulinge“ das Fußballstadion, um sich für die nächsten Tage als Teilnehmer der United World Games registrieren zu lassen. Mit über 5500 Teilnehmern, die über 300 Mannschaften in den Sportarten Handball, Fußball, Volleyball, Basketball, Faustball, Rugby, Hockey sowie Tennis stellten, wurde ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt. Man spürte sofort den Geist dieser Veranstaltung und das internationale Flair war an jeder Ecke zu erfassen. Ganz Europa war durch verschiedenste Teams vertreten sowie auch Mannschaften aus USA, Pakistan, Kanada oder Indonesien.
Nach einer kurzen Entdeckungstour durch die riesige Anlage benötigten wir eine Abkühlung und nutzen den wunderschönen Wörthersee zu einem ausgiebigen Badebesuch. Nachdem der ein oder andere auch den Bereich unter der Wasserlinie kennengelernt hatte und eine gewisse Vorbräunung der Haut deutlich zu erkennen war, ging es zurück in unsere Unterkünfte, denn der erste gemeinsame Grillabend stand auf dem Programm und rundete einen tollen 1. Tag ab.
2.Tag „ Erster Spieltag / Eröffnungsfeier“
Drei Teams hatte die HSG Dilltal für das Handballturnier gemeldet: eine männliche U 16 sowie jeweils eine weibliche U14 und U16 Mannschaft. Unsere weibliche U14, die aus Teilen der Oberligamannschaft der vergangenen Saison sowie den Leistungsträgern der neuen Saison 2013/2014 mit Ergänzugsspielern der U 16 bestand, tat sich sehr schwer in das Turnier zu finden. Außer dem 9:9 Unentschieden im ersten Spiel gegen den SV Anzing 1 (GER) war nichts zu holen in der Vorrunde. Das zweite Spiel an diesem Tag gegen die Devils Perchtoldsdorf (AUT) wurde mit 11:15 verloren.
Anders unsere weibliche und männliche U16. Das erste Spiel unserer „Dilltal-City-Girls“ gegen den TSV Simbach (GER) wurde deutlich mit 17:12 gewonnen. Jedoch konnte der Schwung des ersten Spiels nicht auch gegen den nächsten Gegner mitgenommen werden und man unterlag der starken Mannschaft der SG Schramberg knapp mit 11:14. Unsere „Dilltaler Jungs“ überzeugten im ersten Spiel gegen die HG Oftersheim /Schwetzingen 2 und siegten mit 14:12. Das sollte es jedoch auch erst mal gewesen sein für unsere tapfer kämpfenden Jungs von der Dill. Leider hatten sie das Pech, in einer wahren „Todesgruppe“ zu landen. Mit der Handballakademie Bad Vöslau (AUT), der HC Zubri (CZ) und der RK Krsko (SLO) trafen sie im Laufe der Vorrunde auf wahre Übermannschaften. Die Frage, an welchem Atomkraftwerk die Jungs unserer Gegner aufgewachsen sind oder ob sie das genutzte Harz auch zum Frühstück zu sich nehmen, konnte aufgrund von z.T. unüberwindbaren Sprachproblemen nicht eindeutig geklärt werden.
Jedenfalls war es mehr als beeindruckend zu sehen, wie sich unsere Jungs unter den lautstarken Anfeuerungsrufen unserer „Girls“ jeder Niederlage mehr als tapfer entgegen stemmten. Unter den hoffentlich nicht allzu ernst genommenen Zurufen unserer Damen: „Joshi ich will ein Kind von dir“ oder “ Kai du geile Sau“ gaben sie alles und so mancher Trainer, der sogenannten Übermannschaften, rieb sich verwundert die Augen. Spätestens als der Jüngste im Team an den Siebenmeterpunkt trat und Tim Malo einen Siebenmeter versenkte, war die Stimmung am Siedepunkt. Nun hatten wir die Messehalle in Klagenfurt in Dilltaler Hand und jeder kannte unsere „Dilltaler Jungs“ sowie unsere „Dilltal-City-Girls“, die sich über verschiedenste Handballlieder bemerkbar machten.
Mit der Eröffnungsfeier an diesem Abend kam es zu einem weiteren emotionalen Höhepunkt. Den jeweiligen Ländern zugeordnet, betraten unsere Teams hinter der jeweiligen Nationalflagge und unter den Klängen der Nationalhymne das Stadion. Tosender Applaus sowie Fangesänge trafen auf die völlig überwältigten Sportlerinnen und Sportler und sorgten für wahre Gänsehautstimmung. Auch hier nutzten unsere jungen Sportler einen kurzen Moment der Unachtsamkeit der Ordner und sorgten für eine kleine Auflockerung der geschlossenen Formationen, indem sie jetzt schon eine eigens organisierte Ehrenrunde durch das Stadion drehten.
Unser Team war mit den gelben T-Shirts mit der Aufschrift „Dilltal ist kein Ort,sondern ein Gefühl“ in aller Munde und uns schwappte eine wahre Sympathiewelle entgegen. Nach mehreren Programmpunkten während der Eröffnungsfeier und einem abschließenden Feuerwerk setzten wir unsere Fahrt in die Unterkünfte fort .Doch wer gedacht hatte, die Jungs und Mädels würden Zeichen von Müdigkeit zeigen, der hatte sich getäuscht. Lange wurde noch gesungen, getanzt und über das Erlebte diskutiert.
3.Tag „ Zweiter Spieltag“
Unsere Spielerinnen der weibliche U16 waren die ersten, die in das Turniergeschehen eingriffen und erkämpften sich einen 13:11 Sieg gegen die SC Ferlach (AUT). Mit 4:2 Punkten war uns das Halbfinale nun nicht mehr zu nehmen. Und wir warteten gespannt, wer wohl unser nächster Gegner sein würde. Dass die UWG kein Turnier für Hobbymannschaften ist, merkten wir spätestens, als sich die eine oder andere Spielerin verletzt vom weiteren Spielbetrieb abmelden musste. Johanna Pfaff war die Erste, die mit einer Bänderverletzung am Sprunggelenk nicht mehr eingesetzt werden konnte und so schmolz der große Spielerkader der weiblichen U 16 mehr und mehr. Dann kam die frohe Kunde der Turnierleitung. Als Gruppenzweiter wurden wir dem Schweizer U 15 Jugendmeister aus Herzogenbuchsee zugelost. Keiner dachte in diesem Moment auch nur ansatzweise an einen Sieg gegen die stärkste Mannschaft des gesamten Turniers.
HSG U 16 stürmt mit Glanzleistung ins Finale
Mit einem körperlich und spielerisch sehr ausgeglichenen Kader überrannte das Team aus der Schweiz jeden Gegner in der Vorrunde und war der selbsternannte Favorit auf den Titel. Doch mit einer unglaublich starken Abwehrleistung brachten unsere Dilltal-City- Girls die angreifenden Schweizerinnen immer wieder zur Verzweiflung und keines der beiden Teams konnte sich bis zum Ende des Spiels entscheidend absetzen. Spannung bis zum Ende. Leider kam es in diesem Spiel zu weiteren Verletzungen. Mit unserer Hessenauswahlspielerin Elena Schuch verletzte sich die bis dahin beste Torschützin unserer ganz in schwarz gekleideten Damen so schwer, dass sie ebenfalls für das weitere Turnier nicht mehr eingesetzt werden konnte. Wer nun gedacht hatte, unsere Damen könnten sich von diesem Schock nicht erholen, der sah sich getäuscht.
Fortan übernahm Lena Ketter die Königsposition im linken Rückraum und zeigte ihre beste Leistung seit ihrem Wechsel zur HSG Dilltal. 30 Sekunden noch zu spielen und die 1-Tor-Führung unserer Mädels wackelte bedenklich. Dann der Wurf der Schweizerrinnen auf das Tor, der nun das Unentschieden sowie eine Verlängerung bedeuten würde. Ausgleich. Noch 10 Sekunden auf der Uhr. Einmal von links Druck gemacht, Yeruti Krauß bindet auf Halbrechts gleich zwei Abwehrspieler und die völlig frei stehende Annka Tropp wirft den Ball mit dem Schlusspfiff in das gegnerische Tor. Sieg!
Unglaubliche Bilder spielten sich ab. Keiner war zu halten. Freudentränen, Jubelschreie, Umarmungen. Nur Annka nahm es zunächst etwas gelassen zur Kenntnis, bis sie von einer riesigen Menschenmasse zu Boden gerissen wurde und unter ihr begraben wurde. Mit diesem Sieg waren wir für das Finale der UWG am Sonntag qualifiziert.
Leider konnte die weibliche U 14 Mannschaft das zeitgleich letzte Gruppenspiel nicht gewinnen und so blieb für die personell sehr schwach besetzte Oberligamannschaft der HSG Dilltal nur die Platzierungsspiele um die Plätze 5-7. Auch unsere Jungs hatten gegen ihre überlegenen Gegner nichts mehr entgegenzusetzten und verloren ihr letztes Gruppenspiel gegen den HC Zubri (CZ) mit 9:25. Die Folge waren ebenfalls die erforderlichen Platzierungsspiele am Sonntag um die Plätze 5-7. Überschattet wurde auch dieses Spiel durch die schwere Verletzung von Lukas Michalke. Mit großen Schmerzen verbrachte unser Linkshänder in den Reihen der männlichen U16 eine Nacht im Krankenhaus.
Trotz unterschiedlichster Spielergebnisse in den verschiedenen Mannschaften war ein eindeutiges „Wir-Gefühl“ zu spüren. Alle feuerten sich gegenseitig an. Jeder war für den anderen da. Und kleine Meinungsverschiedenheiten wurden sofort angesprochen und geklärt. Einfach ein toller Haufen und ein tolles Dilltaler Team. So wurde der letzte Abend in Klagenfurt mit einer weiteren Grillparty gefeiert. Der ein oder andere benötigte eine nicht ganz freiwillige Abkühlung in einem Karpfenteich, aber auch hier ist uns keine Information bekannt, dass irgendwelche Fische dauerhaft Schaden genommen hätten.
4.Tag „ Dritter Spieltag / Abreise“
Durch die jeweiligen Platzierungsspiele der weibliche U 14 sowie der männlichen U16 kam es dazu, dass die weibliche U14 am Ende Platz 6 erreichte und unsere Jungs mit einem respektablen 7. Platz in diesem starken Teilnehmerfeld die UWG abschlossen. Doch die Unzufriedenheit über die ein oder andere vergebene Chance war nur von kurzer Dauer, stand uns allen doch noch ein echtes Highlight bevor.
Im Finale fehlten die Kräfte und personellen Alternativen
Das Finale unserer weiblichen U 16 gegen die weibliche U 16 der SG Schramberg (GER). Der Finalgegner, der uns auch schon in der Vorrunde besiegen konnte, bildete zusammen mit unseren Mädels einen wirklich würdigen Abschluss für dieses tolle Turnier. Spätestens beim Einmarsch der beiden Teams sowie beim Abspielen der Nationalhymne war kein Auge mehr trocken und ein Gänsehautschauer jagte den nächsten. Als die Tränen der Rührung weggewischt waren und endlich ein klareres Bild auf das Handballspiel zuließen, sahen die Zuschauer ein spannendes Finale mit leichten Vorteilen unserer Gegner. Führungen der Mädels aus Schramberg mit bis zu drei Toren konnten im Laufe des Spiels ausgeglichen werden und es gelang unseren stark dezimierten Mädels sogar, mit einem Tor in Führung zu gehen. Nach einer weiteren Verletzung unserer Yeruti Krauß verließen unsere jungen Damen nun endgültig die Kräfte und wir verloren am Ende mit 11:15 .
Enttäuscht und trotzdem sehr stolz nahmen die Mädels der weiblichen U16 den Pokal sowie die Medaillen für das Erreichen des zweiten Platzes bei den UWG 2013 entgegen. Eine tolle Leistung , einer tollen Mannschaft, die ohne die Unterstützung aller Anwesenden nicht möglich gewesen wäre. Nun mussten wir Abschied nehmen. Traurig, aber mit großer Vorfreude auf das nächste Jahr, setzte sich unsere Reisegruppe in Bewegung und machte sich auf den Heimweg.
Vielen Dank von allen Teilnehmern der United World Games der HSG Dilltal, an alle die uns in irgendeiner Weise unterstützt haben. Dieses Projekt ist ohne eure Hilfe für das Organisationsteam nicht alleine zu bewerkstelligen. Ganz besonderen Dank an die weibliche U16, U14 sowie die männliche U16. Ihr habt uns viel Freude bereitet und ihr könnt sehr stolz auf euch sein. Ihr alle seid eine tolle Gemeinschaft und jeder für sich eine tolle Persönlichkeit.
Wir freuen uns aufs nächste Jahr, wenn es wieder heißt „United World Games-Dilltal ist dabei“!
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